Die Quappe - ein seltener Fisch in unseren Gewässern

Foto: Andreas Hartl
Die Quappe, Lat. Lota Lota, (andere Namen: Trüsche, Rutte, Aalrutte) ist ein in unseren Gewässern heimischer, aber sehr seltener Fisch. Sie ist die einzige Vertreterin der Dorschartigen (Gadiformes) im Süßwasser. Die Quappe lebt am Gewässergrund und bevorzugt steinigen oder sandigen Boden. Als nachtaktiver Fisch braucht sie tagsüber geeignete Verstecke, wie Baumwurzeln, Totholz oder dichten Pflanzenbewuchs.
Quappen mögen niedrige Wassertemperaturen.
Die Quappe ernährt sich als Larve von tierischem Plankton, als Kleinfisch bevorzugt sie kleine, am Boden lebende Krebs- und Weichtiere. Erst als größere Tiere fressen die Quappen am Grund lebende Kleinfische und Fischlaich. Sie gehen abends und nachts auf Nahrungssuche, wobei die Nahrungsaufnahme hauptsächlich in der kalten Jahreszeit stattfindet. Bei Wassertemperaturen ab ca. 20°C verringert sich ihre Aktivität und Fresstätigkeit stark.
Laichzeit im Winter
Die Quappe laicht im Winter in der Zeit zwischen November und März bei niedrigen Wassertemperaturen zwischen 0° und 3°C in flachem und stömungsarmem Wasser. Dazu wandert sie die Flüsse hinauf, wobei Strecken von bis zu 100 km zurückgelegt werden können (Mitteldistanzwanderfisch).
Bestände haben abgenommen
Die Quappe kam bis zum Ende des 19. Jahrhundert am Oberrhein noch häufig vor, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt sie schon als selten und nach 1950 wurden nur noch Einzelfänge nachgewiesen. Der Grund für den Rückgang waren die Verbauung und Begradigung der Bäche und Flüsse, die Verschmutzung der Gewässer und nicht zuletzt der Anstieg der Wassertemperatur. Dazu kommt, dass die Quappe noch bis ins 20. Jahrhundert als Laichräuber insbesondere in Salmonidengewässern angesehen wurde, ein „Schädling, der aus den Gewässern entfernt werden musste“. Allerdings gibt es keinerlei Beweise, dass die Quappe für den Rückgang von Salmoniden- oder anderer Fischpopulation verantwortlich war.
Wiederansiedelung wird versucht
Vor dem Hintergrund der wieder besseren Wasserqualität, der Renaturierung von Gewässern, ihrer besseren Durchgängigkeit und auch der Verringerung der Einleitung von erwärmtem Kühlwasser wird eine Wiederansiedelung der Quappe
in den Gewässern versucht, die früher von ihr besiedelt waren. Insbesondere sind dies die kühleren Zuflüsse aus dem Schwarzwald, wie z.B. Acher, Murg und Alb oder stark durchströmte Rheinseitengewässer. Die ersten Ergebnisse der Besatzmaßnahmen, die in Zusammenarbeit von Regierungspräsidium Karlsruhe, Landesfischereiverband Baden-Württemberg und den Anglervereinen erfolgte, stimmen optimistisch. So konnten selbst in dem warmen Sommer 2019 nach dem Frühjahrsbesatz mit kleinen Quappen an den ausgewählten Besatzgewässern zahlreiche wohlgenährte Tiere nachgewiesen werden.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe schreibt in einer Pressemitteilung (hier): „…Die Wiederansiedlung der Quappe wird allerdings erst dann als Erfolg bewertet werden können, wenn der biologische Zyklus der Art geschlossen wird…“.
Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder betont Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Anglervereinen (hier)
„Wenn wir weiterhin gemeinsam tatkräftig an Projekten dieser Art arbeiten, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch Erfolg haben werden. Dies zählt nicht nur für die Quappe, sondern für alle Fischartenschutzmaßnahmen, die wir in Zukunft fachlich initiieren und begleiten werden“. Die Sicherung und Entwicklung unserer heimischen Fischbestände gelingt nach Überzeugung der Regierungspräsidentin insofern nur in bewährter und guter Zusammenarbeit mit den engagierten Kräften der ehrenamtlichen Fischerei. Die Unterstützung der Anglervereine Linkenheim, Rastatt, Karlsruhe, Plittersdorf, Knielingen, Eggenstein und Iffezheim sowie von Erwerbsfischern ist daher eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. „Ohne die Kenntnisse und Arbeit der Angler und Fischer stünde es nicht nur um die Quappe in unseren Gewässern schlecht“.
Ouappe Indikator für Gewässer in gutem ökologischen Zustand
Es ist zu hoffen, dass die gemeinsamen Anstrengungen zur Wiederansiedelung der Quappe mittelfristig erfolgreich sind. Eine Quappenpopulation ist auch ein Indikator für einen guten ökologisch Zustand unserer Gewässer.
Weitere Infos:
Literatur
R.Marthaler, J.Martin, D.Paulsch:
Zur Situation der Quappe in Nordbaden – einer selten und wenig beachteten Fischart, Landesfischereiverband Baden-Württemberg e.V. und Regierungspräsidium Karlsruhe, Oktober 2019 (►hier);
Pressemitteilung Regierungspräsidium Karlsruh
Rettung des Süßwasserdorsches in Zeiten des Klimawandels: Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und Verbandspräsident Thomas Wahl stellten Bericht zur Situation der Quappe vor (►hier);
Eine Chance für die Quappe: Wiederansiedlungsprojekt für Süßwasserdorsch
Badische Neueste Nachrichten, 16.10.2019 (►hier)
L. Brackwehr, M. Bunzel-Drüke, U. Detering, G. Jacobs, M. Kühlmann, S. Kuss, Kp.P. Lampert, M. Möhlenkamp, B. Peinert, A. Petruck, M. Scharf, V. Schulz, T. Seume, O. Zimball:
Die Quappe (Lota lota) im Einzugsgebiet der Lippe: Ökologie, Schutzmaßnahmen, Zucht und Wiederansiedlung
Landesfischereiverband Westfalen und Lippe (2016) (►hier)
Videos:
Klimawandel macht Fischen in BW das Leben schwer
Fr, 18.10.2019 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR Fernsehen BW (►hier)
Die Rettung der Quappen
Landesfischereiverband Westfalen und Lippe (2016) (►hier)
kg 05.11.2019